Aufräumarbeiten dauerten am Montag an - Viele Straßen gesperrt - Forstamt warnt vor Waldspaziergängen
Unmengen Schnee, Eis und am Ende ein heftiger Sturm: Der Februar 2010 dürfte als Monat mit extremen Wetterkapriolen in Erinnerung bleiben.
WESTERWALDKREIS. Umgeknickte Bäume, abgedeckte Dächer, viele gesperrte Straßen, aber zum Glück keine Verletzten: Das ist die Bilanz am Tag nach "Xynthia", dem Sturmtief, das am Sonntag mit Macht über den Westerwald gefegt ist. Die Aufräumarbeiten dauerten den ganzen Montag über an. Ärgerlich aus Sicht der Feuerwehr während des zum Teil lebensgefährlichen Einsatzes am Sonntag: Unvernünftige Autofahrer missachteten Straßensperrungen und brachten sich und andere völlig unnötig in Gefahr.
Rund 300 Alarmierungen
Für die Feuerwehren, Straßenmeistereien und Mitarbeiter der Forstämter im Westerwaldkreis wurde der letzte Sonntag im Februar zum Großkampftag. Laut Kreisfeuerwehrinspekteur Heinz Vietze sorgte das Sturmtief für knapp 300 Alarmierungen - meist, weil Bäume umgestürzt und Fahrbahnen blockiert waren. Längst nicht alle Verbindungen konnten am Sonntag freigeschnitten werden. Die Straßenmeisterei Hachenburg beschränkte sich nach Angaben des Kolonnenführers Volker Dönges im Wesentlichen darauf, betroffene Streckenabschnitte zu sperren. "Wir sind nicht in den Wald reingegangen, das war während des Sturms nicht zu verantworten", so Dönges gegenüber der WZ. Gemeinsam mit dem Forstamt sorgte die Straßenmeisterei erst im Laufe des Montags wieder für freie Fahrt. Betroffen waren in der Region um Hachenburg die B 8 zwischen Wahlrod und Altenkirchen, die B 414 zwischen Kroppach und Marzhausen, die L 292 zwischen Altstadt und Steinebach sowie zwischen Steinebach und der B 8, die L 304 zwischen Wölferlingen und Langenhahn sowie die L 287 zwischen Kirburg und Mörlen. Im Zuständigkeitsbereich der Straßenmeisterei Montabaur waren am Montag die L 267 zwischen Krümmel und Selters, die L 307 zwischen Mogendorf und Ransbach-Baumbach, die K 118 zwischen Faulbach und Alsbach sowie die L 315 zwischen Meudt und Berod wegen Aufräumarbeiten gesperrt. Außerdem betroffen: die B 414 zwischen Bad Marienberg und Lautzenbrücken sowie zwischen der Fuchskaute und der hessischen Landesgrenze, die B 54 zwischen Stein-Neukirch und der NRW-Landesgrenze sowie die L 296 zwischen Liebenscheid und Oberdresselndorf, die alle im Zuständigkeitsbereich der Straßenmeisterei Rennerod liegen. Behinderungen gab es gestern Morgen außerdem noch auf den Kreisstraßen zwischen Willingen und der Fuchskaute, zwischen Oberroßbach und Höhn sowie zwischen Höhn und Fehl-Ritzhausen.
Hallendach abgedeckt
Maßgabe für die Feuerwehren in allen zehn Verbandsgemeinden des Kreises war am Sonntag nach Angaben von Heinz Vietze, wenigstens eine Zufahrt zu jedem Ort offen zu halten. Das gelang. Der Schwerpunkt der Feuerwehreinsätze lag nach seinen Angaben in den Verbandsgemeinden Selters, Wirges, Wallmerod, Montabaur und Höhr-Grenzhausen. So wurde beispielsweise zwischen Siershahn und Mogendorf das Dach einer alten Tonhalle (WBB Fuchs) abgedeckt und landete auf der angrenzenden Straße. In Wirges blies "Xynthia" in der Christian-Heibel-Straße das Häuschen einer Bushaltestelle um.
Die Schäden im Forst scheinen überschaubar, sind ersten Einschätzungen zufolge jedenfalls nicht mit dem zu vergleichen, was "Wiebke" oder auch "Kyrill" angerichtet haben. "Der Windwurf hält sich in Grenzen und umfasst bei der Fichte etwa einen Jahreseinschlag", sagte Harald Hericks, stellvertretender Leiter des Forstamtes in Hachenburg. Einzelne Wege müssen frei geschnitten werden, die Aufarbeitung des Wurfholzes wird sich über einige Monate hinziehen.
Das Forstamt Neuhäusel warnt indes eindringlich davor, in den nächsten Tagen in den Wald zu gehen. Entgegen der landläufigen Meinung ist die Gefahr nach dem Sturm noch lange nicht vorbei. Viele Bäume tragen nach Angaben der Forstbehörde angerissene Äste in den Kronen, die jederzeit herabstürzen können - auch bei Windstille. Zudem sind viele Bäume durch die erheblichen Naturgewalten angeschoben und im Wurzelwerk instabil geworden. Das ganze Ausmaß des Orkanschadens vermochte das Forstamt Neuhäusel am Montag noch nicht einzuschätzen.
Vom Winde verweht wurde der erste "Moon Walk" der Saison am Sonntagabend am Wiesensee. Die Tourist-Information blies die Wanderung ab, obwohl sich wetterfeste Wäller aus Nentershausen zum Wiesensee durchgekämpft hatten. Der Spaziergang im Mondenschein wäre einfach zu gefährlich gewesen. (jgm)
Westerwälder Zeitung vom Dienstag, 2. März 2010, Seite 17.